
Der Jahrgang 2024
Mit einem guten Polster an Winterfeuchtigkeit in den Böden ausgestattet, startete die Vegetation 2024 sehr früh. Zu früh. Denn als Ende April der Winter samt eisigen Temperaturen zurückkam und wir Frostkerzen in einigen Weingärten zünden mussten, waren die jungen, empfindlichen Triebe schon bis zu 10 cm lang. Einige unserer Weingärten an den Hangfußlagen in Kamp-Nähe wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Als in den Folgewochen grüne, neue Blätter aus den Nebenknospen austrieben, freuten wir uns sehr, doch die Befürchtung, dass sich daran nur sehr wenig Traubengescheine entwickeln werden, bewahrheitete sich leider. Die Blüte, deren Beginn mit Ende Mai in diesem Jahr sehr zeitig war, deutete bereits auf einen möglichen frühen Lesebeginn hin.
Der warme Sommer mit einer guten Niederschlagsverteilung lies die Weingärten prächtig gedeihen und auch während der Hitze Anfang August blieben die Reben vital und starteten stressfrei in die Reifeentwicklung. Um die Trauben zu beschatten, stand für uns die präzise Laubarbeit an oberster Stelle und diese aufwendigen Arbeiten machten sich zum Glück mehr als bezahlt. Bereits am 21. August, kurz vor Sonnenaufgang, begannen wir mit der Lese der ersten Trauben für unsere Sektgrundweine. Wir verlagerten in den folgenden Tagen die Ernte in die kühleren Morgenstunden und gemeinsam mit einer zügigen Ganztraubenpressung führte dies zu sehr lebendigen, klaren Mosten. Erwartungsvoll starteten wir in die Hauptlese. Das Zeitfenster wurde immer knapper. Nicht nur die schnell zunehmende Reife, sondern auch die Unwetterwarnungen spornten unser erfahrenes Team zu Höchstleistungen an. Bei kühleren Tagestemperaturen wurde bis Sonnenuntergang geerntet. Und dann kam der Regen. Durch die massiven Niederschläge trat der Kamp an mehreren Stellen über die Ufer. Die zu diesem Zeitpunkt noch zu lesenden Weingärten haben den Regen gut weggesteckt, jedoch waren die finalen Lesetage von einer noch zeitintensiveren Selektion geprägt.
Noch nie hatten wir Mitte September 70 % unserer Trauben im Keller. Für manche Lagenweine war es der früheste Lesezeitpunkt in der Geschichte des Weingutes. Und es war gut so. Als Weinbauern nehmen wir die Herausforderungen an und haben sie auch in diesem verrückten Jahr gut gemeistert. Wir möchten uns herzlich bei unserem erfahrenen Team bedanken. Alle haben während dieser fordernden Lese wie immer unglaublich professionell gearbeitet und ihren Humor behalten. Die jungen Weine im Keller präsentieren sich bereits Anfang November prächtig, lebendig und vielversprechend. Kurz vor Ende dieses herausfordernden Jahres durften wir uns noch über eine besonders schöne Überraschung freuen: Gault Millau kürte uns zum Ausnahmeweingut des Jahres 2025.
Viel Freude mit dem neuen Jahrgang wünschen
Stefanie & Alwin Jurtschitsch